Feldmusik früher

Mit der Bildung des Schweizerischen Bundesstaates im Jahre 1848 wird die Gründung von Vereinen ermöglicht. Der damalige Escholzmatter Pfarrer Riedweg ergreift die Initiative, holt aus Luzern den Trompeterinstruktor Willimann, verpflegt und beherbergt ihn im Pfarrhaus und erteilt ihm die Aufgabe, Musik- und Gesangsunterricht zu geben. Der Grundstein zur Gründung des Männerchors 1855 und der Musikgesellschaft 1856 ist gelegt.

 

Die Statuten von 1858 werden von 15 Männern unterzeichnet. Als Sinn und Zweck der Musikgesellschaft wird neben der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste und der Prozessionen auch die "Hebung des gesellschaftlichen Lebens" angeführt. Man hat es aber auch gern gemütlich. So wird 1859 nach dem Besuch eines Sängerfestes in Signau den Verlust des gesamten Vereinsvermögens von 50 Franken beklagt und beschlossen, ab sofort keine Wirtshausschulden mehr zu machen.

 

1861 wird das erste Abendkonzert mit Gesang, Musik und Theater organisiert. Der Eintrittpreis beträgt 40 Rappen. Bereits zu dieser Zeit trifft man sich jeweils im November zur Musikantenfasnacht - einem Festtag mit Gottesdienstbesuch, mit Fahnenschwingen auf dem Dorfplatz und Tanz bis in die Morgenstunden.

 

§ 11 der Statuten von 1863: "Wer den Direktor durch unzeitige Witze und Zoten in der Übung stört, erhält zum erstenmal einen Verweis vom Präsidenten und wegen einer zweiten Ruhestörung während der gleichen Probe zahlt er eine Strafe von 10 Rappen. Der Direktor gibt nach Gutdünken während der Probe Zeit zur Erholung, während welcher jeder zur Erleichterung der Gesellschaft seinen Einfällen freien Lauf lassen mag."

 

Bei der Einweihung der Bahnlinie Bern - Langnau im Jahr 1864 ist der Verein als Festmusik dabei.

 

Von 1870 bis 1876 fehlen die Protokolleinträge. So können die Umstände, die zur Anschaffung der ersten Vereinsfahne von 1876 führen, nicht mehr rekonstruiert werden. Die Fahne der damaligen "Musik = Gesellschaft in Escholzmatt", geschmückt mit einem Bild des biblischen Königs David, ist heute leider in einem sehr schlechten Zustand.

 

1888 fordert Kaplan Kottmann vom Männerchor auf den Gesang deutscher Kirchenlieder zu verzichten und ausschliesslich lateinisch zu singen. Der Chor und die mit ihm solidarische Musikgesellschaft weigern sich daraufhin, ihre kirchlichen Aufgaben wahrzunehmen, was zum Austritt eines Drittels der Mitglieder und zur darauffolgenden Gründung der Kirchenmusik Escholzmatt führt. Von diesem Zeitpunkt an nennt sich der Verein "Feldmusik Escholzmatt".

 

1893 wird die Feldmusik zum ersten Mal uniformiert. Die Mitglieder haben einen Kostenanteil von 20 Franken selber zu tragen. Der Verein beteiligt sich auch an einem Konzert zur Weihe der neuen Pfarrkirche St. Jakob.

 

In der Zeit der Jahrhundertwende ist Escholzmatt als Höhenkurort und Aufführungsstätte von Volksoperetten weitherum bekannt. Die Feldmusik begleitet die Besucherschar jeweils musikalisch zum Bahnhof. "Diese Aufgabe war manchmal bei grimmiger Winterkälte eine unangenehme Sache. Wenn die Glocke zur Abfahrt geläutet, wurde noch der alte Bernermarsch zum Besten gegeben, es tönten begeisterte Hochrufe zurück, während der Zug langsam im Dunkel der Nacht verschwand."

 

Nach einer Neuuniformierung 1905 wird die Anschaffung einer neuen Fahne zur 50-Jahrfeier in Angriff genommen. "Drei liebenswürdige Spezialfreundinnen der Feldmusik ergriffen die Initiative zur Sammlung. Ihre Bestrebungen hatten ungeahnt grossen Erfolg. Bald war eine Summe beieinander, die zur Erstellung eines kleinen Kunstwerkes der Fahnenstickerei gross genug war. Der Auftrag wurde an Frl. Emilie Felder in Schüpfheim erteilt. Das weiss und blau seidene Banner ist geschmückt mit einer goldenen Lyra, dem Symbol der Musik, mit dem Entlebucher und (damaligen) Escholzmatter Wappen und trägt die Inschrift Feldmusik Escholzmatt 1856 - 1906."

 

Während der Kriegsjahre 1914 - 1918 kommt der Probebetrieb fast zum Erliegen. Der "Spanischen Grippe" fallen zwei Mitglieder zum Opfer.

 

Die Feldmusikanten sind stets gerne unterwegs und leisten sich immer wieder einen Vereinsausflug. 1923 geht es erstmals mit einem modernen Strassenungeheuer, einem Car, auf den Weg. Dabei wird man in Wiggen in einen kleinen Autounfall verwickelt.

 

1933 tritt die Feldmusik dem kantonalen und eidgenössischen Musikverband bei. Die erstmalige Teilnahme an einem kantonalen Musikfest ein Jahr später in Wolhusen wird mit dem 2. Rang in der 3. Stärkeklasse honoriert.

 

Im Anschluss an die Generalversammlung 1935 wird die Polizeistunde eigenhändig verlängert, worauf der Vorstand aufs Statthalteramt zitiert wird, wo es eine saftige Busse gibt.

 

1937 wird die Musikantenfasnacht wegen einer vom Bundesrat verordneten Verdunkelungsübung aus "technischen Gründen" verschoben, "obschon wahrscheinlich die Liebespärchen gegen eine Verdunkelungs-Musikantenfasnacht nichts einzuwenden hätten." Der Beginn des 2. Weltkrieges bringt das Vereinsleben zwei Jahre später praktisch zum Stillstand.

 

Trotz Krieg kann 1943 in Escholzmatt der kantonale Musiktag durchgeführt werden.

 

1948 erhält die Feldmusik eine neue, schwarze Uniform. Den Stoff liefert die Tuchfabrik Kreft im Feldmoos. 400 Musikanten von neun Vereinen werden zum Fest eingeladen. Im Kronensaal kann ein Unglück gerade noch abgewendet werden. Der Saalboden beginnt abzusinken und muss behelfsmässig mit Balken für das Galakonzert der Bürgermusik Luzern gesichert werden.

 

Anfangs der 50er-Jahre rumort es immer wieder innerhalb der Feldmusik. Die Proben werden sehr schlecht besucht. Dank der 100-Jahr-Feier 1956 unter dem neuen Direktor Oskar Wicki, Flühli wird wieder neues Leben in den Verein gehaucht.

 

1964 erhält die Feldmusik eine neue Vereinsfahne. Als Gotte und Götti amten Grety Bucher, Sonneck und Heinz Portmann, Lindenheim. Fähnrich der Feldmusik ist Ernst Portmann, "alti Poscht". Neben den sieben geladenen Vereinen, besticht die Feldmusik Marbach unter der Leitung von Albert Benz mit einem eindrucksvollen Galakonzert (Eintritt: Fr. 3.50). Stürmischen Applaus erntet aber auch die Feldmusik Escholzmatt unter der neuen Stabführung des jungen Marbachers Pius Zihlmann.

 

Leider wird eine Segnung der neuen Fahne in der Pfarrkirche Escholzmatt durch die Weigerung des Pfarrers verunmöglicht. In einer Nacht- und Nebelaktion erhält die Fahne ihren Segen in Sarnen. Der Pfarrer wird trotzdem oder gerade deshalb an erster Stelle der langen Liste der Ehrengäste aufgeführt.

 

Das Wühlen in alten Protokollen bringt immer wieder heitere Geschichten zu tage, wie diese vom 22. April 1965:

 

"üsem es-bassischt Linus Haas jun. het hüt die militärisch inspäktion nid guet da.  är nimmt de bass usem etui und frägt, wär hett itz mis mundstück gno? dr linus, ned fuul, louft i löie abe und suecht z mundstück i aune egge und ände. aber z mundstück isch ned ume. vouer angscht nimmt dr linus underem chroneboge äs velo und pedalt id flora use. he muetter, hesch du mis mundstück bruucht? aber ou d frou haas weis nüd derfo. dr linus chunnt zrugg i chronesaal und isch ganz bleiche, cha das eifach ned verstah. öppis musikante säge zuenim, hesches öppe im bass-bächer inne. dr linus resolut wie immer "herrgott-stärne" i bi doch ned vo geschter! da chert dr linus dr bass einisch um und lueg da: z mundstück drolet usem bächer!"

 

1966 besucht die Feldmusik erstmals ein Eidgenössisches Musikfest. In Aarau erhält sie zweimal das Prädiktat "vorzüglich" in der 3. Stärkeklasse. Kommentar des Aktuars: "Jeder Musikant war vor Freude fast aus dem Häuschen."

 

Mit Einführung des kantonalen Frauenstimmrechtes 1970 betreten auch die ersten Musikantinnen die Feldmusik-Bühne.

 

Nach vielen Diskussionen wird die Musikantenfasnacht vom traditionellen Mittwoch auf den Samstag verlegt.

 

1973 organisiert die Feldmusik erstmals ein Lotto.

 

1975 wird die Feldmusik neu eingekleidet.

 

Zu dieser Zeit spielt die Feldmusik bereits in Brassband-Besetzung. 1978 wagt der Verein die erstmalige Teilnahme am Schweizerischen Brassband-Wettbewerb in Zürich. Mit dem Aufgabestück der 1. Stärkeklasse "The Prizewinners" werden hohe Anforderungen gestellt. Die Feldmusik belegt den 8. Rang von 8 Teilnehmern und fährt mit neuen Erkenntnissen nach Hause.

 

1979 wird durch die drei Escholzmatter Musikvereine der Kantonale Musiktag organisiert. Es nehmen 48 Vereinen teil.

 

1981 feiert die Feldmusik ihr 125-jähriges Bestehen.

 

1986 erreicht der Verein am Eidgenössischen Musikfest in Winterthur den hervorragenden 2. Rang in der 1. Stärkeklasse - zweifellos ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte.

 

Der Verein nennt sich nun "Brass Band Feldmusik Escholzmatt".

 

1991 gewinnt die BB Feldmusik den durch Wetterpech dezimierten Marschmusik-Wettbewerb am Eidgenössischen Musikfest in Interlaken.

 

1992 wird sie mit neuen Instrumenten bestückt.

 

Im Jahr 2000 findet zum letzten Mal das Frühlingskonzert gemeinsam mit dem Gemischten Chor im Kronensaal statt. Seither konzertiert die BB Feldmusik "solo" in der Turnhalle Pfarrmatte.

 

Die BB Feldmusik erhält im September 2000 eine neue Uniform.

 

Seit 1999 wird jedes Jahr der Schweizerische Brassband-Wettbewerb in Montreux besucht. Der grösste Erfolg gelingt 2003 mit dem Sieg in der 2. Stärkeklasse. Auch der Besuch der kantonalen Musiktage oder Musikfeste gehört zum jährlichen Ritual. Hier gewinnt die BB Feldmusik Escholzmatt 2005 in Nottwil den Wettbewerb der 2. Stärkeklasse.

 

2006 feierte die BB Feldmusik ihr 150jähriges Bestehen. Die Fahne aus dem Jahre 1964 geht in den Ruhestand. Sie wurde während der letzten 42 Jahre durch fünf Fähnriche gehegt und gepflegt:

 

Ernst Portmann, "alti Poscht", Escholzmatt

Max Bucher, Brüggerhus, Escholzmatt

Franz Portmann, Schybihus, Escholzmatt

Fridolin Lötscher, Mooshof, Escholzmatt

Arthur Portmann, Spichermatt, Wiggen

 

Die neue Vereinsfahne wird uns durch die nächsten Jahrzehnte begleiten. Dank den grosszügigen Spenden aus der Bevölkerung konnten wir zudem ältere Instrumente durch neue ersetzen und zusätzliche Perkussionsinstrumente anschaffen.